Der Wirt und die Sklavenjäger

... von Kowiak Decosta (dem neuen Tavernenwirt in Schendi)

Die Dämmerung warf ihre langen Schatten über die kleine Lichtung vor der Taverne. Im Inneren flackerten die ersten Fackeln, und jemand legte frisches Holz in den Kamin. Der Wirt beobachtete gelangweilt das geschäftige Treiben der Sklaven, die hastig hin und her eilten, um keinen Zorn auf sich zu ziehen. Die gewohnten Geräusche der Taverne wirkten fast einschläfernd auf ihn, und er versprach sich einen ruhigen Abend. Es hieß, vielerorts würden kleine Feiern stattfinden. Zufrieden füllte er sich einen großen Krug mit Ale und trank genüsslich, während er aus den Augenwinkeln weiterhin die Sklaven beobachtete.

Ein plötzlicher Peitschenknall durchbrach die abendliche Stille, gefolgt von einem schmerzerfüllten Aufschrei. Immer wieder wechselten sich Knall und Schrei ab. Stimmen wurden lauter, schrien wütend und verfluchten die Langsamkeit der Getriebenen, die ein zügiges Vorankommen der Truppe offenbar behinderten.

Neugierig trat der Wirt an eines der Fenster, um einen Blick auf das Geschehen zu werfen. Was er sah, bestätigte seine Vermutung: Eine Gruppe Sklavenjäger trieb ihre Gefangenen vor sich her. Die Sklaven waren kaum bekleidet; blutige Stofffetzen hingen von ihren geschundenen Körpern herab. Einige taumelten, hielten sich nur mit letzter Kraft auf den Beinen, während die Peitschen erbarmungslos auf sie niedersausten.

Der Wirt trat geschäftig in die Tür und rief den Händlern mit einer einladenden Geste zu: "Tal, ihr fleißigen Händler! Kehrt ein in meine bescheidene Taverne und labt euch an Speis und Trank! Ihr seht aus, als wäre euch eine kleine Rast willkommen."

Mit einem breiten Lächeln fuhr er fort: "Auch soll es euch an nichts fehlen, um nach einer anstrengenden Reise etwas Entspannung zu genießen. Ich habe die schönsten Sklaven aus vielen Teilen der bekannten Welt, die euch verwöhnen werden. Und für eure Sklaven ist ebenfalls gesorgt: Wir haben Käfige und eine Schale Sklavenbrei für jeden – selbstverständlich ohne Aufpreis."

Mit einer schnellen Handbewegung ließ er die Tavernen-Sklaven antreten. Die Sklavinnen postierten sich oben auf der Treppe, während die Männer am Fuß der Stufen blieben – wie es die Ordnung verlangte, denn Männer spielten bei solchen Zusammenkünften meist eine untergeordnete Rolle.

Der Anführer der Händler zögerte kaum. "Tal, Wirt. In der Tat könnten wir eine Rast vertragen, doch wir haben eine dringende Lieferung für die Burg. Dort lechzt man nach frischem Sklavenfleisch und zahlt gute Preise – selbst für beschädigte Ware. Ich stelle keine Fragen, wozu sie noch gebraucht wird, solange die Bezahlung stimmt."

Mit einem scharfen Peitschenhieb trieb er seine Sklaven weiter, die hofften, wenigstens eine kurze Pause zu bekommen. Doch ihre Hoffnung war vergebens.

"Ich werde auf dein Angebot zurückkommen, Wirt! Sobald mein Handel abgeschlossen ist, werde ich genügend Zeit haben, um deine Taverne ausgiebig zu testen."

Mit lautem Geschrei und erneutem Peitschenknallen zog die kleine Händlergruppe weiter den Weg hinauf zur Burg. Bald verschwand sie hinter einer Biegung, und die Dämmerung verschluckte ihre Silhouetten.

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