Die neue Taverne in Schendi

... von Kowiak Decosta (dem neuen Tavernenwirt in Schendi)

Der Wirt der Taverne bewegte sich geschäftig zwischen den dicht besetzten Tischen, stets darauf bedacht, seine Gäste zufriedenzustellen. Während er Krüge und Teller verteilte, lauschte er beiläufig den Gesprächen um ihn herum. Nicht aus echtem Interesse an den Geschichten der Reisenden – vielmehr wusste er als ehemaliger Kapitän, dass gute Informationen manchmal wertvoller sein konnten als Gold.

An diesem Abend jedoch blieb sein Ohr an einem Gespräch hängen, dem er anfangs kaum Beachtung geschenkt hatte. Zwei Männer, offenbar Soldaten, tuschelten über eine geheimnisvolle Fremde, die kürzlich in der Gegend gesichtet worden war. Um sie weiter zum Reden zu bringen, stellte er ihnen wortlos einen weiteren Krug seines besten Ales hin. Neugierig beugte er sich näher und fragte: „Diese Fremde – habt ihr sie mit eigenen Augen gesehen? Wie sieht sie aus?“

Die beiden tranken hastig, als müssten sie ihre Kehlen benetzen, bevor sie weiterreden konnten. Dann wischten sie sich fast synchron den Schaum aus den Bärten und tauschten einen Blick voller Unbehagen. „Kalt war sie“, sagte der eine schließlich, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Und von einer Schönheit, wie ich sie noch nie gesehen habe.“

Der andere nickte heftig. „Mächtig. Erhaben wie eine Göttin.“

Ein Schauder lief ihnen über den Rücken, während sie ihre Erinnerungen durchlebten. „Sie bewegte sich mit tödlicher Eleganz“, fuhr der erste fort. „Als wäre sie eins mit ihrem Reittier. Ihr Körper schimmerte, als strahle eine innere Kraft aus ihr heraus.“

„Und sie hatte einen Sklaven bei sich“, ergänzte der zweite leise. „Nackt. Am Ende seiner Kräfte. Sie zog ihn einfach hinter sich her, als wäre er nichts.“

Die Männer schwiegen für einen Moment, bevor sie mit zitternden Händen ihre Krüge hoben und erneut tranken, als könnten sie den Schrecken ihrer Begegnung damit hinunterspülen.

Der Wirt lehnte sich zurück und rieb sich nachdenklich das Kinn. Eine Frau, die Angst und Ehrfurcht zugleich auslöste? Wer auch immer diese Fremde war – er hatte das Gefühl, dass dies erst der Anfang einer Geschichte war, die seine Taverne so schnell nicht verlassen würde.

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